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„Man muss hinter die Wörter schauen.“

Thema: Beruf Übersetzerin
Umfang: 9944 Zeichen
Geeignet für: Ressort Beruf, Fachzeitschrift, Website, Newsletter
Bisher veröffentlicht in: neu

Interview: Von Zielgruppen, Kriegen, Anatomie und Automaten: Zwei Übersetzerinnen erzählen von ihrem Arbeitsalltag.

Was bedeutet für euch Übersetzen?
Claudia Seebothe: Für mich ist das die Übertragung schriftlicher Texte von einer Sprache in eine andere. Im Gegensatz zum Dolmetschen geht es beim Übersetzen um Texte. Hier ist es wichtig, sich die Zielgruppe vor Augen zu führen: Welche Wirkung hatte der Text bei der Originalzielgruppe? Wie muss man ihn für die neue Zielgruppe in die andere Sprache übertragen, damit er wirkt?
Andrea Erdmann: Genau, für eine gute Übersetzung spielt der anzusprechende Adressatenkreis von Anfang an eine Rolle – Auftraggebern ist das oft nicht klar. Und was für mich auch untrennbar zum Übersetzen gehört, ist Kreativität. Zwar ist hier eine andere Kreativität als beim Dolmetschen gefragt, aber Sprache, egal ob gesprochen oder in fixierter Form, hat immer viele Facetten. Und je nach Textart sind auch Zeit und Muße unabdingbar mit einer (guten) Übersetzung verknüpft.

Das heißt, Übersetzer brauchen mehr als nur ein Wörterbuch und Fremdsprachenkenntnisse …?
Claudia Seebothe: Man kann nicht einfach ein Wort nach dem anderen übertragen, sondern muss hinter die Wörter schauen. Wörter haben eine Bedeutung: Es ist wichtig, das richtige Wort für den jeweiligen Kontext herauszufiltern. Fremdsprachenkenntnisse und Wörterbücher sind eine gute Basis, reichen aber nicht aus. Man muss wissen, wie man recherchiert. Übersetzer müssen in der Lage sein, Quellen zu bewerten. Auch Kulturkenntnisse gehören zwingend dazu. Das wird oft unterschätzt – etwa, wenn es um aktuelle politische Diskussionen oder Entwicklungen geht.
Andrea Erdmann: Das ist auch ein Grund, warum maschinelle Übersetzungen oft unzureichend oder auch einfach nicht flüssig zu lesen sind. Man braucht dann mehrere Anläufe, um wirklich den Sinn zu erfassen. Vieles lässt sich nicht 1:1 übertragen, da muss man auch schon mal länger überlegen oder recherchieren. Manchmal muss man mehrere Varianten austesten. Und ohne gute Allgemeinbildung geht natürlich gar nichts.
Claudia Seebothe: Bei Marketingtexten muss man spielen, ausprobieren: Wie wirkt das? Bei anderen Themen gibt es sehr sensible Wörter, die in einem Land selbstverständlich verwendet werden können, in anderen Ländern hingegen ganz andere Assoziationen wecken.

Habt ihr ein Beispiel dafür?
Claudia Seebothe: La Grande Guerre bedeutet wörtlich übersetzt Der Große Krieg. Als Deutsche geht man automatisch davon aus, dass es sich dabei um den Zweiten Weltkrieg handelt. Tatsächlich ist damit aber der Erste Weltkrieg gemeint, der im französischen kollektiven Gedächtnis viel stärker verankert ist, weil viele große Schlachten in Frankreich stattgefunden haben und es hohe Verluste gab, zum Beispiel in Verdun. Das muss man als Übersetzerin wissen, damit man hier nicht in eine falsche Richtung geht.
Andrea Erdmann: Zur Stilblüten-Hitliste gehören Automodell-Bezeichnungen wie zum Beispiel e-tron (Audis Elektroauto). Wenn ein Franzose das ausspricht, klingt es genauso wie das französische Wort für Kot beziehungsweise Kothaufen (étron). Und Uno (Fiat Uno) bezeichnet im Finnischen einen Trottel. Auch Toyotas MR2 kam in Frankreich nicht so gut an: MR2 wird dort je nach individueller Aussprache mit merde (Scheiße) oder merdeux (beschissen beziehungsweise Rotznase) assoziiert. Mittlerweile heißt dieses Modell in Frankreich nur noch MR.

Was war euer schwierigster Text?
Andrea Erdmann: Das war eine Übersetzung aus dem Bereich Medizingeschichte, in der es um anatomische Entdeckungen aus dem 17. Jahrhundert ging. Der Autor hatte sowohl die lateinische Originalquelle in seinen Aufsatz eingebaut als auch die gleiche Passage auf Französisch – allerdings in dem Französisch, das man im 17. Jahrhundert sprach. Zwei Details in jener französischen Passage waren mir auch nach mehrmaligem Lesen, Einarbeitung in das Thema und Sichtung anderer zeitgenössischer Quellen nicht wirklich klar. Eine Rückfrage beim Verlag beziehungsweise beim Autor ergab schließlich, dass dieser sich bei der Aufbereitung der Textpassagen auf Experten für diese alten Sprachen verlassen und sich nicht detailliert mit der Quelle auseinandergesetzt hatte. Es bedurfte einiger E-Mails, bis die stimmige Übersetzung der alten französischen Sätze ins Deutsche stand.
Claudia Seebothe: Bei mir war es die Übersetzung von Werbebroschüren für Treppen. Neben den Marketingformulierungen gab es darin auf einer Seite immer ein Bild zur Statik der Treppe. Dieses Bild war mit Fachausdrücken aus dem Bereich Statik beschriftet – immer nur ein Begriff, ohne Zusammenhang. Ich habe beim Kunden angerufen und mir die Begriffe erklären lassen. Die Recherche für die Begriffe in der Zielsprache war dann sehr umfangreich, weil auf den ersten Blick nicht ersichtlich war, ob doch eher dieser oder jener Terminus passt. Das hat die Bearbeitungszeit natürlich extrem verlängert.

Was war euer lustigstes Erlebnis als Übersetzerin?
Claudia Seebothe: Ich muss bei kreativen Texten oft schmunzeln. Gerade hatte ich einen Text in amerikanischem Englisch, der für unser deutsches Empfinden wenig „handfest“ war. In jedem zweiten Satz wurde betont, wie „great“ das Unternehmen ist. Das wirkt auf mich manchmal etwas zu enthusiastisch. Das funktioniert im Deutschen weniger, hier wollen die Kunden Fakten und Argumente.
Andrea Erdmann: Ein Privatkunde brachte mal zwei französischsprachige Arztberichte sowie Kopien seiner Ausweisdokumente zur Übersetzung. Dass er eine Übersetzung benötigte, drückte er so aus: „Sie brauchen das nur noch ins Deutsche umzuschreiben!“ Mit einem Lächeln wies ich ihn darauf hin, dass ein Übersetzungsprozess in der Regel mit „nur noch umschreiben“ nicht ganz realistisch beschrieben ist, und schlug ihm dann vor, die Dokumente zunächst einzuscannen, um die Zeilenzahl und so einen ungefähren Preis ermitteln zu können. Ich legte also das erste Dokument in den Scanner, der dann zu rattern begann, was mein Kunde interessiert verfolgte. „Aah, so wird das heutzutage gemacht!“ meinte er dann. Ganz offenbar dachte er, mein Scanner sei eine Art Übersetzungsautomat.

Dolmetscht ihr auch?
Claudia Seebothe: Nein. Als ich noch angestellt war, habe ich Verhandlungen bei geschäftlichen Treffen gedolmetscht. Dabei habe ich für mich festgestellt, dass mir das nicht genug Freiraum lässt. Beim Dolmetschen muss man das gesprochene Wort übertragen und hat gar keine Zeit, groß über Formulierungen und ihre Wirkung nachzudenken. Das mag ich am Übersetzen, dass man hier Zeit hat, die beste Wirkung auszuprobieren, kreativ zu werden.
Andrea Erdmann: Ja, aber nur beim Standesamt, bei der Polizei und bei Patientengesprächen. Leider wird Letzteres in der Regel so schlecht vergütet, dass ich das mit meinen anderen Aufträgen auffangen muss. Deswegen kann ich hier nur sehr begrenzt Aufträge annehmen, obwohl mir diese Aufgabe liegt und es eine willkommene Ergänzung zur reinen Bildschirmarbeit ist.

Welche Erfahrungen habt ihr mit Post-Editing?
Andrea Erdmann: Gar keine. Bei den Anfragen, die ich bisher hatte, war sehr schnell ersichtlich, dass es für mich nicht wirtschaftlich ist, den Auftrag anzunehmen.
Claudia Seebothe: Sehr unterschiedliche! Ich hatte schon Texte, die maschinell vorübersetzt worden waren, bei denen ich kaum Änderungen vornehmen musste. Bei einigen Textsorten hatte ich das wirklich nicht erwartet. Gleichzeitig hatte ich aber auch Texte, bei denen es nicht funktioniert hat.

Hast du ein Beispiel dafür?
Claudia Seebothe: Einmal hatte ich eine Umfrage zum Thema Altern, bei der ich extrem viel nacharbeiten musste. Das lag daran, dass das Programm, mit dem die Umfrage erstellt wurde, vor allem mit Texten aus dem Marketingbereich „gefüttert“ worden war. In der Umfrage ging es aber eher um subjektive Empfindungen, Haltungen und persönliche Eindrücke. Die Maschine übersetzte den Begriff key concern mit „größte Herausforderung“. Das traf aber hier im konkreten Satz nicht das, was gemeint war. Ich habe es so umformuliert: „Was sind Ihre größten Ängste und Sorgen?“
Auch schön war der maschinell übersetzte Satz aus einer Produktbeschreibung: „Biegen Sie das Maul Ihres Kindes auf“.

Was empfehlt ihr Auftraggebern, die einen guten Übersetzer suchen?
Claudia Seebothe: Falls sie noch niemanden an der Hand haben und einen guten Übersetzer suchen, würde ich ihnen die Datenbank des Bundesverbandes der Übersetzer und Dolmetscher (BDÜ) empfehlen. Die Übersetzer, die dort Mitglied sind, haben eine Ausbildung oder ein Studium als Übersetzer absolviert und sind damit fachlich qualifiziert. Außerdem würde ich darauf achten, ob der Übersetzer auch Korrekturlesen anbietet oder nach dem Vier-Augen-Prinzip arbeitet.
Andrea Erdmann: Ich finde die Mitgliedschaft in einem Berufsverband ebenfalls sehr sinnvoll, zumal die Bezeichnung Übersetzer nicht geschützt ist. Außerdem ist es in jeder Hinsicht von Nutzen, wenn Übersetzer sich fortbilden, im Austausch mit Fachkollegen stehen und Projekte auch im Team übernehmen können. Und zu guter Letzt würde ich immer kleinere Büros vorziehen, sodass man einen direkten Ansprechpartner beziehungsweise idealerweise unmittelbaren Kontakt zum Übersetzer hat. So kommen wichtige Informationen ohne Umwege an. Und wie schon erwähnt ist es sehr von Vorteil, dem Übersetzer bereits bei der Anfrage Angaben zur Zielgruppe machen zu können, denn sie ist oft ein wichtiger Baustein für eine gute Übersetzung.

Autorin/Urheberrecht: Anna Kiefer

 

Claudia Seebothe übersetzt seit 2 Jahren Marketingtexte aus dem Französischen und Englischen ins Deutsche.
Andrea Erdmann übersetzt seit 22 Jahren aus dem Französischen ins Deutsche. Ihr Schwerpunkt liegt in den Bereichen Medizin, Vertragsrecht und Hohlglasindustrie.
Anna Kiefer übersetzt vor allem medizinische Texte aus dem Englischen und Polnischen ins Deutsche. Außerdem schreibt sie Beiträge für Zeitungen und Fachzeitschriften, aber auch für Websites, Newsletter und Broschüren. Weitere Beispiele und Texte: https://sprache-medizin.de/aus-meiner-feder/

 

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Was macht eigentlich … ein Webdesigner?

Thema: Interessante Berufe und Werdegänge
Umfang: 9175 Zeichen
Geeignet für: Ressort Beruf, Newsletter, Broschüre, Website
Bisher veröffentlicht in: neu

Interview: Webfabrikant Jacek Kuclo aus Hannover gestaltet Websites für kleine, mittlere, große und ganz kleine Unternehmen. Der Mediendesigner versteht sich dabei als Bindeglied zwischen Technik und Kreativität. Anna Kiefer sprach mit ihm über seine Arbeit, die für ihn mehr ist als nur ein Job.

Hinweis: Beitrag ist werblich

Webdesigner, Grafikdesigner, Mediengestalter, Webfabrikant … das ist alles ziemlich verwirrend. Worin besteht der Unterschied? Und was davon sind Sie?

Es ist richtig, dass viele dieser Branchen heute große Schnittmengen miteinander haben. Ich vergleiche das immer gern mit dem Hausbau: Wenn man ein Haus baut, braucht man einen Architekten und einen Bauingenieur. Der Architekt entwirft (designt) das Haus, zeichnet Grundrisse, legt die Anzahl der Räume fest und gestaltet es. Der Bauingenieur setzt das um, was der Architekt entworfen hat. So ähnlich ist es auch bei Websites: Architekt ist in dem Falle der Webdesigner, der Bauingenieur ist der Mediengestalter. Ich bin beides. In erster Linie bin ich Webdesigner, sehe mich selbst jedoch auch als Partner rund um Website-Fragen. Meiner Meinung nach ist es die Kombination aus kreativen Ideen und technischer Umsetzung, die meinen Job als freiberuflicher Webdesigner so einzigartig macht. Als Webdesigner ist man so etwas wie ein Bindeglied zwischen Technik und Kreativität.

Und das bedeutet was genau? Programmieren Sie Websites?

Bei einer Website gibt es zwei Arten von Programmiersprachen: Eine relativ einfache für den Browser (JavaScript) und eine komplexe für den Server (PHP). Als Webdesigner nutze ich die einfache Programmiersprache, wenn ich Seiten in WordPress gestalte. Ich kann WordPress-Funktionen erweitern oder Plugins so optimieren, dass sie sich gut ins Gesamtdesign der Website einfügen. Die Website soll ja schließlich aus einem Guss sein und stimmig aussehen. Wenn eine Website bestimmte Sonderfunktionen haben soll, arbeite ich mit jemandem zusammen, der die komplexe Programmiersprache beherrscht. Letztes Jahr habe ich beispielsweise eine Seite für einen Blutspendedienst eingerichtet. Ein Wunsch war, dass über die Website online Spenden gesammelt werden können. Gleichzeitig sollten die Spender die Möglichkeit erhalten, an einem Gewinnspiel teilzunehmen. Dafür habe ich mich dann mit einem PHP-Programmierer zusammengesetzt und einen Online-Shop so umgearbeitet, dass die Leute mit der Spende ein Los bekamen.

Die Wünsche Ihrer Kunden sind bestimmt sehr unterschiedlich, oder?

Ja. Das ist schon allein deswegen so, weil meine Kunden aus den verschiedensten Branchen kommen. Eine Social-Media-Agentur, ein Chocolatier und ein großer Freizeitbetrieb mit Saunalandschaft gehören ebenso zu meinen Kunden wie eine Übersetzerin für Französisch, um nur einige Beispiele zu nennen. Vor ein paar Jahren habe ich auch mal eine Website für einen Katalysator-Hersteller für Biogasanlagen entwickelt. Und durch einen Fensterbauer habe ich sehr viel über Fenster und Wintergärten gelernt. Aber genau das liebe ich an meinem Job!

Meine Kunden erzählen mir, was sie sich für ihre Website vorstellen. Ich lasse mir dann etwas einfallen und stelle meinen Kunden diese Idee vor. Wenn sie ihnen gefällt, kümmere ich mich darum, diese Ideen auf attraktive Weise umzusetzen.

Wo kann man das lernen?

Es gibt verschiedene Ausbildungen und Studienrichtungen. Ich habe in Köln und Trier studiert und meinen Master in Mediendesign gemacht. Ein Projekt, das mir in Erinnerung geblieben ist, war ein Kurs über Interface-Design und User-Experience gleich zu Anfang des Studiums. Die deutsche Bahn lud unseren Kurs in die Zentrale nach Frankfurt ein und berichtet uns von ihren Problemen. Ein Thema war, dass es auf manchen Strecken kein Internet gibt, weil die Funkverbindung fehlt. Von uns wollten sie wissen, was wir darüber denken. Als Studierende sollten wir uns überlegen, was man den Leuten anbieten könnte. Jeder von uns muss dann eine App grafisch entwickeln, als Semesterprojekt. Ob die Bahn am Ende eine davon übernommen hat, weiß ich leider nicht. Aber es war spannend, von denen eingeladen zu werden und in kleinen Gruppen Lösungen zu erarbeiten.

Und was ist mit Branchenkenntnis? Wie können Sie eine Website für einen Kunden gestalten, wenn Sie eigentlich gar keine Ahnung von seinem Beruf haben?

Um eine maßgeschneiderte Website zu schaffen muss ich meinen Kunden zu Beginn eine ganze Reihe Fragen stellen, um zu verstehen, was genau sie brauchen und wollen. Mein Job ist es, hier konkret nachzufragen und herauszufinden, was sie sich vorstellen und wie ich ihnen helfen kann. Wenn es von der räumlichen Entfernung her machbar ist, besuche ich sie auch vor Ort. Dadurch bekomme ich eine genauere Vorstellung davon, was mein Kunde macht, und wir kommen besser ins Gespräch, um Ideen zu entwickeln. Ich finde es spannend, was meine Kunden machen – egal wie groß oder klein die Unternehmen sind. Und ich nehme mir Zeit, die Menschen kennenzulernen.

Natürlich gibt es Unterschiede zwischen einer Website für ein Restaurant und einer Website für einen Anwalt. Eine Restaurant-Website muss ansprechend aussehen, den Stil des Restaurants auch online präsentieren und einladend wirken. Für einen Anwalt ist ein absolut seriöser Eindruck wichtiger. Hier spielen vertrauenerweckende Farben, Schriftarten und klare Aussagen eine große Rolle. Am Ende wollen jedoch beide das Gleiche: Mehr zahlende Kundschaft. Und dafür muss die Website gewisse Grundlagen erfüllen damit die Website-Besucher zu Gästen oder Klienten werden.

Wie viel Zeit muss man als Auftraggeber ungefähr einplanen, wenn man eine komplett neue Website von Ihnen erstellen lassen will?

Das hängt stark davon ab, welche Vorüberlegungen und Vorbereitungen der Auftraggeber bereits getroffen hat. Steht zum Beispiel die Struktur oder wurden schon Fotos ausgewählt?

Oft wissen die Kunden, was ihre Website können soll. Zur Gestaltung haben sie aber meistens keine Ideen, wenn man mal von der Farbe oder dem Corporate Design absieht und brauchen Inspiration. Je nach Situation entwerfe ich dann zum Beispiel eine Skizze auf Papier, damit man sich losgelöst von Farben erstmal auf den Aufbau konzentrieren kann. Anderen Kunden zeige ich zwei bis drei Designvorlagen, aus denen sie ihren Favoriten auswählen.

Wenn alle Texte und Fotos bereitgestellt wurden, sollte man für eine kleinere, überschaubare Website etwa drei bis vier Wochen einplanen. Der Umbau eines Online-Shops für einen Spendenfunktion mit Gewinnspiel dauert natürlich länger – drei bis vier Monate kann man da schon einrechnen.

Bei kreativen Arbeiten ist es oft so, dass dem Kunden oder mir zwischendurch noch etwas einfällt. Damit man sich hier nicht verzettelt, sollte man sich Deadlines für Zwischenziele setzen. Und in manchen Fällen kommen organisatorische Schwierigkeiten auf Seite des Kunden hinzu, wenn etwa Zuständigkeiten unklar sind oder sich rechtliche Fragen ergeben. Dadurch kann sich das Ganze natürlich verzögern.

Und wie sieht es mit den Kosten aus? Ein Solo-Selbstständiger oder ein gemeinnütziger Verein kann vielleicht einfach nicht so viel in seinen Webauftritt investieren wie eine größere Firma … ?

Meistens stellt sich im ersten Beratungsgespräch heraus, was von den Wunschvorstellungen umsetzbar ist und was nicht. Dann ist auch ungefähr klar, wie viel Arbeitszeit in der Website stecken wird, und daraus ergibt sich ja dann der Preis. Meine Beratungsgespräche stelle ich übrigens nicht in Rechnung, weil mir der Austausch mit den Kunden wichtig ist – und weil ich nett bin (grinst).

Wenn der Kunde nur eine kleine Website mit wenigen Unterseiten möchte und Texte und Bilder gut vorbereitet hat, berechne ich in etwa einen Tagessatz. Sollen die Texte und Fotos von mir kommen, dauert das Ganze natürlich länger und kostet entsprechend mehr.

Angesichts der Corona-Pandemie haben viele Unternehmer ein großes Problem: Mit der Auftragslage ist auch die finanzielle Situation unklar. Große Investitionen scheinen derzeit nicht sinnvoll. Ist es da nicht besser, Investitionen in eine Website auf später zu verschieben?

Das Schöne an Websites ist, dass sie stets erweitert und gepflegt werden können. Für den Start, also das live-Gehen der Website, müssen noch nicht alle Funktionen da sein. Der Chocolatier zum Beispiel brauchte zunächst nur ansprechende Fotos und eine Seite mit Telefonnummer und Öffnungszeiten. Die Speisekarte ging erst später online. Auch Kundenstimmen oder die Firmengeschichte sind zunächst nicht zwingend notwendig, damit ein Webauftritt starten kann. So kann man die Kosten zu Beginn gering halten und alles Weitere mit der Zeit einpflegen, wenn wieder Geld übrig ist.

Wer die Corona-Zeit nutzen möchte, kann mit mir gemeinsam überlegen, wie man seine Website verbessern kann. Dazu setzen wir uns zu einem ersten kostenlosen Beratungsgespräch zusammen, in dem der Kunde alle Fragen vorab klären kann. Dabei entstehen zunächst keine Kosten. Und es ist durchaus nicht unüblich, dass manche Kunden sich erst ein paar Monate nach dem Beratungsgespräch wieder melden, weil sie im laufenden Geschäft einfach keine Zeit gefunden haben, sich weiter mit ihrer Website auseinanderzusetzen.

Autorin / Urheberrecht: Anna Kiefer

 

Jacek Kuclo ist Mediendesigner. Unter dem Namen Webfabrikant gestaltet er Websites für kleine und mittlere Unternehmen. Website: www.webfabrikant.de

Anna Kiefer ist Sprachdienstleisterin. Als freiberufliche Texterin führt sie Interviews mit Unternehmerinnen und Unternehmern, die sich Content für ihre Website wünschen. Als freiberufliche Journalistin schreibt sie auch journalistische, nicht-werbliche Beiträge für Zeitungen und Fachzeitschriften. Weitere Beispiele und Texte: https://sprache-medizin.de/aus-meiner-feder/

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Ausgerechnet Weihnachtsmarkt? Ein Ausflug mit Geflüchteten

Thema: Geflüchtete, Weihnachten
Umfang: 3788 Zeichen
Geeignet für: Referenzartikel
Bisher erschienen in: Die Rheinpfalz, 2014

Germersheim/Speyer: Ohne Berührungsängste und fasziniert von christlicher Tradition und Brauchtum. Germersheimer Studentinnen besuchen mit Flüchtlingen den Weihnachtsmarkt in Speyer.

Vor der Uni treffen wir uns: Vier Germersheimer Studentinnen, zehn Geflüchtete und ich, die noch niemanden kennt. Wir wollen nach Speyer, zum Weihnachtsmarkt. Organisiert wurde der Ausflug von der studentischen Initiative Cross Borders. Während wir zum Bahnhof spazieren, beschäftigt mich vor allem eine Frage: Ist es nicht ein wenig ironisch, Geflüchteten ausgerechnet den Weihnachtsmarkt zu zeigen, wo man kurz vor dem Fest nochmal so richtig Geld ausgeben kann für Glühwein und Geschenke? Dazu die ständig dudelnde Heile-Welt Musik … zum Glück ist es nicht so kalt.

Im Zug frage ich Karim [Name zum Schutz der Betroffenen von der Autorin geändert], der vor drei Monaten über Ungarn und Österreich nach Germersheim gekommen ist: „Warst Du schon mal auf einem größeren Weihnachtsmarkt?“ Der Syrer verneint. Er ist auch kein Christ, sondern Muslim. Aber das spielt für ihn keine Rolle – er möchte die deutsche Kultur kennenlernen. In seiner Heimat hat der 27-Jährige vier Jahre als Geographielehrer gearbeitet. Nun paukt er täglich in seiner Einzimmerwohnung in Sondernheim deutsche Grammatik – und hört dazu Mozart, Bach oder Beethoven.

Als wir in Speyer ankommen, beginnt es bereits, dunkel zu werden. Gemächlich schlendern wir über das Altpörtel Richtung Dom und legen einen kurzen Zwischenstopp ein für ein Gruppenfoto: Ibrahim [Name zum Schutz der Betroffenen von der Autorin geändert] aus Ägypten ist Fotograf und hat derzeit eine Fotoausstellung im Haus Interkultur in Germersheim. Viele der durchweg gut gekleideten jungen Leute haben eine Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen – nicht so Hanad [Name zum Schutz der Betroffenen von der Autorin geändert], der am liebsten ein Handwerk erlernen möchte. Mit wachen Augen erklärt der Somalier, wie wichtig eine gute Schulbildung ist. Ihm selbst blieb sie verwehrt, weil in seinem Heimatland seit 26 Jahren Krieg herrscht – er selbst ist 27. Das Schlimmste ist für ihn die Untätigkeit, zu der man als Asylsuchender während der ersten neun Monate gezwungen ist: „Man verliert kostbare Zeit, in der man einen Beruf erlernen könnte. Jeden Tag weiß man schon beim Aufstehen, dass man nichts, aber auch gar nichts tun darf, um die eigene Situation zu verbessern.“ Ob er manchmal neidisch sei auf das im Vergleich dazu sorglose Leben der Deutschen? „Nein“, sagt Hanad und lacht. „Menschen sind wie unsere Finger. Manche sind länger oder kürzer, dicker oder dünner. Einige haben Träume und nutzen ihre Chancen, andere nicht – das ist bei Deutschen so, aber auch bei somalischen Landsleuten.“

Mittlerweile sind wir bei einem Getränkestand angekommen und gruppieren uns um zwei überdachte Stehtische. Die meisten Flüchtlinge sind Muslime und trinken keinen Alkohol, aber den heißen, duftenden Apfelpunsch finden alle gut. Mohammed weiß gutes Essen besonders zu schätzen: Auf seiner Flucht aus Kuwait hat der 33-Jährige sich sechs Tage lang hauptsächlich von Nahrungsmittelkonzentraten ernährt. Für diesen „Service“, den „sicheren“ Transport als blinder Passagier in einem Container, hat er einem Schleuser umgerechnet 7 000 Euro gezahlt.

Dennoch erzählt er ruhig und ohne Bitterkeit, genau wie Karim und Hanad. Karim ist fasziniert von der christlichen Tradition und möchte alles wissen über Weihnachtsgeschichte, Krippe, Adventskranz und die Bibel. Über eine Stunde lang reden wir über Weihnachtsbräuche, die Weltreligionen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Islam und Christentum. Als wir im einsetzenden Nieselregen den Rückweg antreten, ist es für mich überhaupt keine Frage mehr, ob man mit Geflüchteten einen deutschen Weihnachtsmarkt besuchen kann.

Autorin/Urheberrecht: Anna Kiefer

 

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„Man kann selbstverständlich und auch gut vom Übersetzen leben.“

Thema: Sprachwissenschaft, Sprachenindustrie, Translationstechnologie
Umfang: 6956 Zeichen
Geeignet für: Referenzartikel
Bisher erschienen in: Die Rheinpfalz, 2015

Interview: Professor Christoph Rösener verbindet Sprachen und Computer, hat eine eigene Übersetzungsfirma und jahrelang mit Firmen wie Siemens, Daimler, VW oder DATEV zusammengearbeitet. Nun möchte er mit Sprach- und Translationstechnologie die Universität Germersheim zukunftsfähig machen. Anna Kiefer sprach mit dem neuen Leiter des Arbeitsbereichs Allgemeine und Angewandte Sprachwissenschaft sowie Translationstechnologie (ASTT) über aktuelle Entwicklungen und seine Pläne für den Fachbereich.

Was versteht man unter Sprachwissenschaft?

Sprachwissenschaftler sind Leute, die sich – wie der Name schon sagt – wissenschaftlich mit Sprache beschäftigen. Zunächst allgemein: Was ist Sprache? Und dann speziell sprachbezogen: Was ist das Besondere an verschiedenen Sprachen wie zum Beispiel Englisch oder Deutsch? Wie sprechen wir, wie formulieren wir, wie bilden wir Sätze? Die Erkenntnisse aus diesen Untersuchungen werden anschließend systematisiert und klassifiziert und man versucht damit, das Phänomen Sprache besser verständlich zu machen. Ich vertrete dabei sowohl die Allgemeine als auch die Angewandte Sprachwissenschaft.

Sie stammen aus Miltenberg in Unterfranken, haben in Frankfurt, Saarbrücken, Moskau und Dublin studiert, in Saarbrücken und zuletzt in Flensburg gelehrt … wie sind Sie im vergleichsweise kleinen Germersheim gelandet?

Ich wurde am 26. März diesen Jahres hierher berufen. Das erste halbe Jahr bin ich von Germersheim nach Flensburg gependelt und insgesamt circa 48 Mal mit dem Zug durch ganz Deutschland gefahren, bevor ich im Oktober mit meiner Frau in die Pfalz gezogen bin. An der Ostsee habe ich mich sehr wohlgefühlt – wir haben in Glücksburg gewohnt, ich konnte auf der Förde segeln … Aber Germersheim als ehemals größte Ausbildungsstätte für Dolmetscher und Übersetzer weltweit war natürlich extrem reizvoll. Zwölf verschiedene Sprachen, die man in Germersheim aktiv erlernen kann, das gibt es nirgendwo sonst! Germersheim ist wirklich toll! Das Einzige, was meines Erachtens fehlt, ist der Anschluss an die aktuelle Entwicklung im Technologiebereich. Das muss sich unbedingt ändern. Wir müssen zusehen, dass wir Germersheim diesbezüglich so attraktiv machen, dass die Studenten trotz des angeblichen Standortnachteils hierherkommen.

Haben Sie da bereits konkrete Pläne?

Ich würde den Fachbereich gern technologisch so stärken, dass Germersheim wieder mitreden kann, was die Translations- und Sprachtechnologie angeht. Der Übersetzerstudiengang der Universität Leipzig ist zum Beispiel technologisch wesentlich besser ausgestattet, die Fachhochschulen Köln und Karlsruhe ebenfalls. Dafür brauchen wir eine Hard- und Softwareausstattung, die den modernen Übersetzerarbeitsplatz realistisch nachbildet. An diesem Projekt wird zurzeit mit Hochdruck gearbeitet. Es ist beabsichtigt respektive beantragt, dass wir im nächsten Jahr neue Computer, einen zusätzlichen Schulungsraum und die entsprechende Software beschaffen. Außerdem möchte ich hier so etwas wie ein „Kompetenzzentrum Translationstechnologie“ aufbauen. So etwas gibt es in Europa bisher noch nicht – und Germersheim wäre meines Erachtens der ideale Ort dafür.

Wie würde ein solches Kompetenzzentrum aussehen?

Als Kompetenzzentrum Translationstechnologie wäre Germersheim Ansprechpartner für Industrie, Sprachdienstleister und Hochschulen, eine Art Forum in diesem Bereich. Schließlich gibt es eine Sprachenindustrie – und nur dann, wenn wir mit ihr Kontakt halten, können wir wissen, welche Erwartungen an die Ausbildung gestellt werden.

Ist die Nachfrage nach Übersetzungsdienstleistungen tatsächlich so groß?

Es gibt eine Studie der EU von 2009, die zeigt, dass das Volumen an notwendigen Übersetzungen innerhalb der EU in den nächsten Jahren exponentiell steigen wird. Man kann selbstverständlich und auch gut vom Übersetzen leben! Aber man braucht eben gewisse Kernkompetenzen in verschiedenen Bereichen, und einer davon ist ganz klar der technologische.

Sie selbst waren über zehn Jahre lang am Saarbrücker Institut der Gesellschaft zur Förderung der Angewandten Informationsforschung e.V. (IAI) tätig und haben dort unter anderem linguistische Software für namhafte Wirtschaftsunternehmen mitentwickelt. Was hat Sie dazu bewogen, die Arbeit in der Industrie gegen die Uni einzutauschen?
Entwicklungen in der Industrie sind immer vom Kunden abhängig – wenn der etwas nicht will, entwickelt sich das auch nicht weiter. Das ist an der Hochschule anders. Hier möchte ich die Studierenden auch in reale Forschungsprojekte miteinbinden – den Bezug zur Praxis finde ich extrem wichtig. Forschung angewandt zu sehen, ist etwas Tolles, und es ist keineswegs so, dass ich mich mit der Professur in Germersheim für die Uni und gegen die Sprachenindustrie entschieden habe. Nein, ich bin nach wie vor in beiden Welten zuhause und zum Beispiel nebenher immer noch als wissenschaftlicher Berater für das IAI tätig.

Wie werden Sie den Praxisbezug zur Lehre herstellen?

Ich möchte insbesondere sogenannte Projektseminare anbieten, in denen ich mich mit konkreten Forschungsfragen und Problemen aus dem Übersetzeralltag beschäftige. In meiner Zeit in Flensburg habe ich beispielsweise Übersetzungsaufträge aus dem wahren Leben in einer simulierten Übersetzungsfirma mit den Studenten bearbeitet: Einer ist Projektmanager, einer ist der Terminologiemanager, einer ist der Lektor und einer kommuniziert mit dem Auftraggeber, der in diesem Fall ich selbst bin. Und dann geht es los! So haben wir beispielsweise ein computertechnisches Manual für ein großes Softwareunternehmen aus Salt Lake City übersetzt, mit Live-Schaltung per Skype nach Utah. das ist extrem spannend und sehr lehrreich. Selbstverständlich darf man aber mit solchen Veranstaltungen nicht in Konkurrenz zum freien Markt treten.

Ist die Technologiekompetenz der „Generation Internet“ tatsächlich so gut, wie immer behauptet wird? Kann man damit arbeiten?

Es ist mitnichten so, dass die Generation Internet die Technikkompetenz automatisch mitbringt. Ich bemerke bei den Studierenden auch weniger Respekt vor Technologie, weil jeder überall alles einfach benutzt. Wenn ich zum Beispiel sehe, was Studenten machen, wenn irgendwo ein Stecker nicht hineinpasst … Unglaublich! Dem muss man definitiv entgegenwirken. Andererseits ist es aber auch notwendig, das teilweise an der Universität bei den Dozierenden vorhandene Misstrauen und die Zurückhaltung gegenüber Technik schrittweise abzubauen.

Alles in allem muss Germersheim sich also ranhalten, was die aktuelle Entwicklung angeht?

Eindeutig, ja. Die technologischen Kompetenzen, die man heutzutage braucht, um auf dem Übersetzermarkt erfolgreich zu sein, müssen in Germersheim intensiver vermittelt werden. Das hohe Ausbildungsniveau, das Germersheim bei den Sprachkompetenzen hat, muss auch für technologische Kompetenz gewährleistet sein. Germersheim hat immer noch einen sehr guten Ruf – aber man darf sich nicht zu sehr darauf ausruhen.

Autorin/Urheberrecht: Anna Kiefer

 

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Chinesisch studieren in Germersheim

Thema: Studium Chinesisch, Literaturübersetzen
Umfang: 3307 Zeichen
Geeignet für: Referenzartikel
Bisher erschienen in: Die Rheinpfalz, 2015

Der Arbeitsbereich Chinesisch der Universität Germersheim hat einen neuen Leiter: Professor Hans Peter Hoffmann ist vor rund einem Jahr von der Fu Jen Universität in Taipeh in die Südpfalz gewechselt und wird jetzt Nachfolger von Peter Kupfer, dessen Stelle lange Zeit unbesetzt blieb.

„Als ich hier angefangen habe, gab es nur zwei Chinesisch-Studierende“, erzählt der Sinologe, zu Deutsch: Chinawissenschaftler. „Erfreulicherweise hat sich diese Zahl seitdem verfünffacht. Eine Studentenzahl um die 20 wäre für unseren Arbeitsbereich optimal.“ Wer nach Germersheim kommt, um Chinesisch zu studieren, hat bereits einen Bachelor in Sinologie in der Tasche. Bei Hoffmann wird er oder sie dann gleich ins kalte Wasser geworfen: Für einen echten Verlag übertragen die angehenden Übersetzer Lyrik- und Prosawerke bekannter chinesischer Schriftsteller ins Deutsche, beispielsweise „Der Neujahrssegen“ von Lu Xun, dem Begründer der modernen chinesischen Literatur.

Hoffmann legt Wert darauf, dass die Studenten den gesamten Ablauf von der Übersetzung bis zur Überarbeitung und Veröffentlichung mitbekommen. „Wenn man weiß, man arbeitet für einen Verlag, arbeitet man gleich ganz anders. Man gibt sich automatisch mehr Mühe – und fühlt sich am Ende viel sicherer.“ Ein solches Projekt zu betreuen sei aber auch extrem zeitintensiv. Doch Hoffmann möchte seinen Studenten etwas mitgeben – und er lässt sie nicht allein. Stattdessen leitet er auch ganz praktisch an, wenn es darum geht, die eigene Übersetzung im Rahmen einer Lesung vorzustellen. Mit seinen Doktoranden besucht er regelmäßig Konzerte oder Theatervorstellungen, um ihnen einen Einblick in die deutsche Kultur zu ermöglichen. „An chinesischen Unis ist das durchaus üblich“, sagt Hoffmann. Er muss es wissen – schließlich hat er selbst in Tübingen, Taipeh und Peking studiert, gelehrt und übersetzt.

Wie der gebürtige Saarbrücker nach Schule und Wehrdienst zu Chinawissenschaften kam? Hoffmann lacht. „Ich kann besser beantworten, warum ich damit weitergemacht habe. Es ist die Vielfalt, die das Fach zu bieten hat.“ Ob man sich nun mit der Shang-Dynastie (im zweiten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung) oder mit aktuellen politischen Entwicklungen befasse, der Kulturraum sei „einfach riesig“, sagt Hoffmann.

Während seiner Tätigkeit als freiberuflicher Übersetzer habe er sich immer mehr in theoretische Hintergründe vertieft und sich deswegen letztlich für die Professur in Germersheim beworben: „Sprache ist unheimlich interessant! Es geht ja nicht nur um Formulierungen, sondern um ganze Einstellungen, Weltbilder, die sich darin widerspiegeln. Das ist das, was ich machen wollte.“ Wenn er mit leuchtenden Augen erzählt, wird klar: Der 58-jährige geht in seinem Beruf voll auf und ist noch immer fasziniert von dem Fachgebiet, mit dem er sich schon als junger Mann beschäftigt hat.

Germersheim gefalle ihm gut und er schätze besonders den unkomplizierten Austausch der Professoren unterschiedlichster Sprachen, sagt er. Mit seiner Frau, die ebenfalls Sinologin ist, wohnt er in Speyer. Und was vermisst er an Taiwan und Taipeh, der Weltstadt am Danshui-Fluss? „Die Atmosphäre“, so Hoffmann. „Das Leben dort ist nicht einfacher, aber man geht anders damit um. Und die große Freundlichkeit, die vieles einfacher macht.“

Autorin/Urheberrecht: Anna Kiefer

 

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„Will noch jemand ’ne Wurst?“

Thema: Politiker vor Ort
Umfang: 5508 Zeichen
Geeignet für: Referenzartikel
Bisher erschienen in: Die Rheinpfalz, 2016

Kurzreportage: Bundestagsabgeordneter Thomas Hitschler wirbt bei Bratwurst und Getränken um mehr Interesse am politischen Geschehen.

Rülzheim. Am Mittwochabend ist die Alla Hopp Anlage voll: Kinder turnen auf riesigen Steinen herum, Eltern picknicken in der Abendsonne. Auf der großen Wiese wird Fußball gespielt und in einer Ecke hinter dem Bewegungsparcours steht der Bundestagsabgeordnete Thomas Hitschler und grillt Würstchen. Was zunächst wie eine Privatveranstaltung aussieht, ist Teil seiner Sommertour: Unter dem Motto „Sommer, Bratwurst, Politik“ sind alle Bürger eingeladen, mit ihm über politische Themen zu diskutieren.

18.05 Uhr: Die Gruppe der Gäste ist überschaubar. Manche sind Mitglied der SPD, andere nicht. Einige nutzen den Bewegungsparcours, um sich vorsichtig anzupirschen, fahren erstmal eine Runde Pedalo und spähen durchs Gebüsch, bevor sie sich entscheiden, ein Würstchen zu nehmen. Hitschler wird zum Verkauf des Flughafens Hahn befragt, der gerade geplatzt ist. „Politik interessiert mich schon“, erklärt Ottmar S., der mit seiner Frau Angelika die Ausführungen des Politikers verfolgt. „Zum Beispiel die Rentenpolitik, die allerdings wirklich traurig ist.“ Seine Frau sorgt sich um die Zukunft ihrer Enkelkinder, die sie auf dem Pausenhof nicht mehr gut aufgehoben sieht. „Davon abgesehen muss man sagen, dass wir hier eigentlich in einer Idylle leben, wenn man das mal vergleicht“, so S.

18.20 Uhr: Tatsächlich ist die Rente das Thema, das als nächstes angesprochen wird. Hitschler erklärt die Stellschrauben, an denen man dabei drehen könne und erklärt die ursprüngliche Idee einer Bürgerversicherung. Er schlägt vor, Arbeit und Rente flexibler zu gestalten, sodass etwa Führungskräfte, die auch nach 65 noch weiterarbeiten möchten, ihr lang erarbeitetes Fachwissen einbringen können. Da kommt auch schon der erste Einwurf: „Nicht alle haben eine leitende Position!“ Jemand anderes pflichtet bei: „Man kann nicht alle Hühner zu Adlern machen.“ Die Diskussion nimmt Fahrt auf. Es werden viele Fragen gestellt – meist von älteren Herren, die einen Kreis um Hitschler gebildet haben. Seitengespräche entwickeln sich.

18.30 Uhr: Die Gruppe ist auf 13 Teilnehmer angewachsen. Zu den Männern haben sich drei Frauen hinzugesellt. Fritz K. von der SPD Rülzheim findet es gut, wenn sich ein Politiker bereits ein Jahr vor der Bundestagswahl mit den Fragen der Bürger auseinandersetzt. Für ihn ist nicht nachvollziehbar, warum bei der Erarbeitung des neuen Teilhabegesetzes in Berlin kein einziger Behindertenverband miteinbezogen wurde. Hitschler spricht derweil über den Bau der Rheinbrücke, der seit langem die Gemüter erhitzt. Auf einen Baubeginn will er sich nicht festlegen, betont jedoch, dass dem Bau im aktuellen Bundesverkehrswegeplan die höchste Dringlichkeitsstufe zugebilligt worden sei: „Je länger das Verfahren dauert, desto sorgfältiger kann das Ganze juristisch abgesichert werden. Wenn etwa die Einwände von Umweltverbänden aus Zeitgründen übergangen werden, wird vor Gericht alles abgelehnt und das Projekt zieht sich noch mehr in die Länge.“ Umweltschutz ist das Thema, für das sich Franz W. am meisten interessiert. Er ist zufällig mit dem Rad vorbeigekommen und hielt an, um die Diskussion zu verfolgen. W. vermisst die „Charakterköpfe von früher“ und erwartet von Politikern Zuverlässigkeit und klare Meinungsäußerungen statt leerer Floskeln. Hitschler ist ihm zu vage.

18.50 Uhr: „Will noch jemand `ne Wurst?“ Die Strategie ist aufgegangen: Echte Südpfälzer haben wenig Hemmungen, mit einem – wenn auch hochrangigen – Grillmeister zu sprechen. Hitschler hält dabei keinen Monolog, sondern geht konsequent auf alle Fragen ein, die ihm gestellt werden. Er erläutert Hintergründe verständlich, betreibt keinerlei Partei-Propaganda oder Selbstbeweihräucherung und schießt auch mal zurück: „Das sehen Sie jetzt aber sehr einseitig – Deutschland muss sich mit beiden, mit Amerika und mit Russland verstehen.“ Es geht um die Pläne der NATO, 4 000 Soldaten an der Grenze zu Russland zu stationieren. Als Mitglied im Verteidigungsausschuss ist er gegen eine Erhöhung des Rüstungsetats und setzt stattdessen auf Dialog: „Jede Minute, in der man sich unterhält, ist doch eine Minute, in der nicht geschossen wird!“ Die Stimmung ist gut, die Themen wechseln schnell.

19.15 Uhr: Der Gasgrill wird runtergefahren. 35 Würstchen und ebenso viele Brötchen wurden verzehrt, die Hitschler seiner Büroleiterin Corinne Herbst zufolge aus eigener Tasche finanziert hat. Die vier Gäste, die noch dazukommen, gehen leider leer aus, bleiben aber trotzdem. Langsam wird es kühl. Hitschler bedankt sich bei allen und platziert zum Ende doch noch einen einzigen Hinweis auf seine Partei: Dass nämlich nur eine sozialdemokratische Gesellschaft eine Zukunft haben könne. Letztlich sei es aber nicht wichtig, welche demokratische Partei man unterstütze, solange man sich einbringe und Veränderungen mitgestalte. „Was passiert, wenn man anderen das Feld überlässt und schweigt, hat dieses Land in seiner Vergangenheit mehrfach erfahren.“ Einige Anwesende nicken bestätigend. Sechzehn Gäste sind es nun, von denen zwei zur nächsten SPD-Sitzung kommen wollen, „mal anschauen“. Sie würden gern noch weiterreden, haben noch viele Fragen. Der Abend in Rülzheim war jedoch nicht die einzige Gelegenheit, sie zu stellen: Weitere Grillaktionen sind in Landau, Hagenbach, Annweiler, Schwegenheim, Wörth, Billigheim-Ingenheim und Klingenmünster geplant.

Autorin/Urheberrecht: Anna Kiefer

 

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Gärtnern im Alter: Wie lassen sich Gärten so gestalten, dass es nicht zuviel wird?

Thema: Garten, Senioren
Umfang: 3795 Zeichen
Geeignet für: Tageszeitung, Wochenzeitung, Zeitschrift, Kundenzeitschrift, Website
Bisher veröffentlicht in: CAREkonkret, 2018

Interview: Corinna Cieslik-Bischof aus Wedemark-Mellendorf bei Hannover hat sich auf die Anpassung von Gärten an die Lebensbedingungen im Alter spezialisiert. Als selbstständige Gärtnerin und Gartentherapeutin gründete sie einen Verein, der Menschen mit Demenz oder Handicap stundenweise im selbst angelegten Therapiegarten betreut. Pflege- und Betreuungseinrichtungen bietet sie den Aufbau einer „grünen Stunde“ an, in der feste Bewohnergruppen einmal wöchentlich zusammen aussäen, topfen, pikieren und Balkonkästen bepflanzen. Auch Mitarbeiterschulungen und die Erstellung von Konzepten zur Umgestaltung von Außenanlagen gehören zu ihrem Portfolio.

Frau Cieslik-Bischof, warum ist es wichtig, im Alter Zugang zu Garten, Terrasse und Natur zu haben?

Dass der Aufenthalt in der Natur Gesundheit und Erholung fördert, ist mittlerweile wissenschaftlich belegt: Positive Auswirkungen auf Muskeln, Herz-Kreislauf-System, Gehirn und Psyche konnten nachgewiesen werden, auch im Zusammenhang mit Depressionen. Das Gehirn kann sich in der Natur viel besser regenerieren als vor dem Fernseher. Menschen, die gestresst sind oder krank waren, suchen automatisch den Kontakt zur Natur. Das geschieht unterbewusst, selbst bei Menschen, die sonst keine hohe Affinität zur Natur haben.

Was unterscheidet das „therapeutische Gärtnern“ vom normalen Gärtnern?

Beim therapeutischen Gärtnern liegt der Fokus auf der Person und nicht auf dem Ergebnis. Es geht darum, dass die Person kreativ tätig werden kann und am Ende ein Erfolgserlebnis hat – unabhängig davon, ob das meinen Vorstellungen als professioneller Gärtnerin entspricht. Als Gartentherapeutin halte ich mich zurück und gebe beispielsweise nicht vor, dass der Abstand der Setzlinge falsch gewählt ist. Auch ein Blumengesteck wird so gemacht, wie der Bewohner das möchte und nicht, wie ich es will.

Was macht einen seniorengerechten Garten aus?

Barrierefreie Zugänge und Wege: Gefährlich sind unebene Trittsteine oder Platten, die von Wurzeln durchbrochen werden. Mehrere Sitzgelegenheiten zum Ausruhen und …

 

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